Am 29. April 1912 wurde die Markus-Kirche geweiht. 31 Jahre später, am 24. August 1943 wurde sie in einem Bombenangriff fast vollständig zerstört. Von Kirche und Turm standen nur noch die Umfassungsmauern und das Deckengewölbe. Knapp entging die Ruine dem Totalabriss und konnte schließlich doch von 1951–1957 wieder aufgebaut werden. Bei so einer Geschichte, darf man sich auch schon mal zwei Tage zum Feiern nehmen:
| |  | Am Samstag und Sonntag, dem 8. und 9. Juli 2023 feiert die Markus-Gemeinde den 111. Geburtstag ihrer Kirche und lädt zum Mitfeiern ein. |
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"Das ist doch deine Kirche hier, oder? Also die Markus-Kirche, die gehört doch dir, oder?", fragt mich der Junge aus der Kindergruppe und schaut mich fröhlich an. Er scheint stolz, den Zusammenhang meiner Person und Rolle und diesem wunderschönen Bauwerk in Worte gefasst zu haben. Freundlich sage ich: "Na, und deine Kirche ist das auch! Mindestens zu einem 4.500stel!" (So viele Gemeindeglieder zählt die Markus-Gemeinde nämlich gerade). Der Kleine reißt die Augen auf, schaut etwas ungläubig: "Echt?" "Ja! Diese Kirche ist die Kirche von vielen Menschen: Von mir, von Lena, von Lina und eben auch von dir." "Cool," sagt er, geht in seine Kirche, schaut sich alles genau an, und setzt sich wie selbstverständlich in den Kissenkreis vor dem Altar. Es ist seine Kirche. Das sehe ich.
Seit 111 Jahren sind viele Menschen in der Markus-Kirche ein- und ausgegangen. Kleine, Große, Junge, Alte, Verliebte, Einsame, Verlassene, Kranke, Verzweifelte, Fröhliche und Dankbare. Hier wurde getauft, konfirmiert, gemeinsam gegessen, getraut, Abschied genommen, gefeiert, geweint, und getröstet. Am 29. April 1912 wurde sie geweiht und dient seitdem dazu, Menschen ein Stück Zuhause zu geben - ein Ort, offen für alle, wirklich für alle, in dem alles gesagt und gedacht und gefühlt werden darf. Ein Ort der Freiheit, der Dankbarkeit und des Gebets. Diese helle, lichte Kirche, in der es immer nach Kerzenwachs riecht und wo sich die Steine jede Stimme merken, die in ihr erklingt.
Carolin Marie Göpfert & Sven Grebenstein