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NS-Zeit zwischen Widerstehen und Anpassung

Pfarrer Großmanns früher Protest

Am Sonntag, den 2. Juli 1933, stand Pfarrer Otto Großmann vom Markusbezirk, wie auch andere preußische Pfarrer, die die Verfälschung des Evangeliums durch die Deutschen Christen ablehnten, vor einem schweren Gewissenskonflikt: Die nationalsozialistische preußische Regierung hatte Ende Juni 1933 massiv in die Selbstverwaltung der evangelischen Kirche eingegriffen, die Spitze des Evangelischen Oberkirchenrates entlassen und mit Vertretern der Deutschen Christen besetzt. Der neue Oberkirchenrat erließ anlässlich dieser Ereignisse umgehend die Anordnung, für Sonntag, den 2. Juli 1933 Dankgottesdienste abzuhalten und sämtliche Kirchengebäude mit Hakenkreuzfahnen zu beflaggen. Der 66jährige Pfarrer Großmann musste sich nun entscheiden: Sollte er sich den Anordnungen seiner obersten Kirchenbehörde beugen? Oder sollte er seiner Glaubensüberzeugung folgen und sich um der Freiheit der Kirche willen weigern, diesen Dankgottesdienst zu halten? Damit riskierte er jedoch, strafrechtlich verfolgt zu werden oder sogar sein Amt zu verlieren. Er brachte den Mut auf, in seiner Predigt am 2. Juli 1933 die Neuordnung der Kirche zu kritisieren, anstatt für sie zu danken. Deswegen wurde er von der SA unmittelbar nach dem Gottesdienst verhaftet und in „Schutzhaft“ genommen. Durch den Einsatz seines Kollegen Wendland kam er zum Glück am selben Tag wieder frei. Er war der erste Pfarrer der preußischen Landeskirche, der wegen seines Protestes gegen das NS-Regime verhaftet wurde.

Steglitzer Synode und die „Judenfrage“

Der Markusbezirk gegen Ende des Zweiten Weltkriegs

01 | Pfarrer Otto Großmann. Er war von 1912 bis 1934 Pfarrer an der Markuskirche.
02 | Anordnung für den Dankgottesdienst, abgedruckt im „Kirchlichen Familienblatt für die evangelische Gemeinde Steglitz“ vom 2. Juli 1933
03 | Artikel zur Verhaftung von Pfarrer Großmann aus dem Steglitzer Anzeiger, Anfang Juli 1933